An berühmt-berüchtigsten Blues-Crossroads aller Zeiten vorbei (Highway 61 x Highway 49; Robert Johnson sollte hier dem Teufel seine Seele verkauft haben), fahren wir heute Abend zu einem Konzert ein wenig abseits von Clarksdale. Ehemalige Plantage Hopson Commissary beherbergt heutzutage – als Kneipe mit kulturellem Anspruch – alle möglichen Events, in erster Linie Live-Acts (immer montags) darunter viele Blues-Konzerte.
So durften wir dem Auftritt eines jungen sympathischen Singer/Songwriter
aus Nashville, Nick Nace, beiwohnen. Obwohl beide eingefleischte Blueser, hat es uns ziemlich gefallen, zumal der Eintritt und der dazu gehörende Eintopf für die Gäste gratis waren;-) Auch das Ambiente war sehr ansprechend – einfach verrückt und völlig an „alte gute Zeiten“ erinnernd. Kein Wunder, dass viele musikalisch angehauchte Musikliebhaber in den benachbarten, jedoch leicht adaptierten Schuppen (shacks) wohl ihren Urlaub verbringen.

mit einem kleinen Abstecher zu einem der letzten juke joints auf dem Lande: Po‘ Monkey’s, etwas abseits von Merigold.
Die Dockery Farms, ein paar Meilen von Cleveland MS entfernt, da dort Charley Patton als Traktorfarher gearbeitet und gelebt hatte (hier sollte ihn sowie Son House Robert Johnson kennen gelernt haben), erheben auch den Anspruch, eine „Geburtstätte des Blues“ zu sein. Zum ersten Mal fiel mir die Beschaffenheit des hiesigen Bodens auf: ein allgegenwärtiges Braun, das auch auf die Flüsse abfärbt. Ganze Landschaften tauchen im natürlichen Sepia ein.
Es gibt mindestens drei Orte, die angeben, die letzte Ruhestätte von Robert Johnson zu sein. Der wichtigste Kandidat wäre der Friedhof des Zion M.B. Church in der Nähe von Greenwood. Ihn zu finden war schon ein gewisses Kunststück, wobei uns unsere amerikanische Navigations-software völlig im Stich gelassen hatte und wir gute anderthalb Stunden herumgeirrt waren. 
dass wir bis zum Gig am Abend bleiben mögen, uns rief jedoch die Straße. Jimmy schien uns auch nicht besonders fit zu sein. Überhaupt lungerten dort etliche Originale aus der Umgebung, lechzend nach jedwedem Kontakt zu Blues-Pilgern.
Was uns bei unserer ‚Wallfahrt‘ immer wieder auffiel, war die unglaubliche Höflichkeit und Hilfsbereitschaft von Menschen, die uns doch ganz zufällig begegnet sind. So war es, als wir an diesem trüben, verregneten Tag vor geschlossener Tür des Robert-Johnson-Museums in Crystal Springs völlig ratlos dastanden. Da saßen wir schon wieder im Auto, bereit wieder wegzufahren, als uns eine ältere Dame vom gegenüber liegenden Möbelgeschäft lebhaft gestikulierend ein Zeichen gab. Dann rief sie geschwind an und im Nu tauchte eine andere Frau auf, die vorher den Schlüssel zum Museum organisiert hatte und uns jetzt da hereinließ. Das Museum war vielleicht nicht gerade prickelnd, jedoch die Erfahrung spontaner Hilfsbereitschaft war sehr schön.
ein
Das Städtchen Natchez, (und hier wird der Name schon ein zweites Mal erwähnt) war ursprünglich eher als ein unwesentlicher Punkt bei unserer Durchreise dem Mississippi entlang angedacht, bezauberte uns nicht nur durch seine gut erhaltene architektonische Vergangenheit, sondern bestach auch durch seine direkte Nähe zum Großen Fluss. Was uns u.a. künstlerisch inspirierte…
Überzegt euch selbst: Es sind einfach Taschen, bei denen eine Fleischfüllung in ein Maisblatt gewickelt und dann das Ganze gekocht serviert wird.
Heute Prämiere: Am Vormittag holten wir unseren Mietwagen (er hat eine – wie denn sonst – musikalische Bezeichnung: Hyundai Sonata) und fuhren zu den Sümpfen, die in der Nähe von New Orleans liegen.
Kapitän Allen vom Gator Patrol Team ließ sein Lieblingstier bei seinen Gästen einmal durchreichen. Wir hätten nie gedacht, dass Alligatoren sich soo kalt anfühlen…
Natchez taucht in unseren Beiträgen mindestens zweimal auf. Das erste Mal, als wir auf dem Mississippi River eine Rundfahrt vornehmen. So heißt dann unser Dampfschiff. Bei dieser Rundfahrt fällt vor allem eins – wie mächtig der Fluss ist: breit, trübe, gelblich gefärbte Wassermassen vor sich hintreibend, mit intensiver industrieller Benutzung. Bar jeder Romantik. Ist es noch der Mississippi eines Huckleberry Finn?
Noch am Abend noch langen Spaziergang gemacht, dann hundesmüde ins Bett gefallen. Dann nach dem Frühstück gleich los: eine Fahrt mit der alten Straßenbahn (street car) entlang der St. Charles Ave lohnt allenfalls: schmücke Häuser im Antebellum-Stil, verwunschene Gärten, mit viel Luft dazwischen, niedrige Bebauung, dadurch wirken die Querstraßen, als ob sie im Feld oder Ackerland enden würden und fast unendlich wären; und fantastische Bäume – eher niedrig, untersetzt, dafür aber breit und mit unglaublichem Geäst.
Für eine Großstadt ist New Orleans sehr sauber; sogar in bohémegeprägten French Quarter – vielleicht bis auf die Bourbon Street. Eine sinnvolle – und jugendfreie – Alternative zu der letzteren wäre gewiss die dem Flussufer am nächsten liegende Decatur. Dort hatten wir eine Begegnung mit dem junge sympathischen jungen Country-Bluesman Sandino Cerrado.
Es geht los: Mit dem Neustart unserer Homepage beginnt auch unsere 14-tägige Wallfahrt zur Wiege des Blues, zum Mississippi-Delta.